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Magazin für nichts und wieder nichts.

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Sunday 04.10.16, Macher Michael Maria Morgenbesser

Form und Zweck von Human Abfall.

Human Abfall und der undendliche Spaß.

Wenn.
Wenn die Tragödie vom Bataclan uns bei einem Bier fragt, wie viele Likes sie auf Facebook bekommen hat. Wenn wir unsere vom Pöbel erwartete Entrüstung schön brav in einem #JeSuis Profilbildchen in den Äther kotzen. Wenn wir uns deswegen auf unser beruhigtes Gewissen einen runterholen können. Wenn 15 minutes of fame längst auf 15 seconds of fame verkürzt wurden.  Wenn unsere kleinen Hirne von diesem ständigen Schwall an gerade noch so politisch korrektem High-Speed Entertainment vollkommen zugemüllt paralysiert sind. Wenn wir deswegen beim nächsten Katzenvideo auf Share klicken.

Wenn die völlig entfremdeten Kommentarspalten der Intellektuellen den AfD-Stuhlgangstern die gewinnbringende Antiheld-Haltung in die Hand geben. Wenn im Gegenzug dazu  komplexe Themen in der wunderbaren Welt des Simplicissimus in zwei Bild Headline-Worte runtergerotzt werden. Wenn diese zwei Worte die braune Scheiße in eine Tüte wirft, vor die Haustüren Deutschlands stellt, anzündet, klingelt und wegläuft. Wenn die Idee eines geeinten Europas einfach nicht so geil ist, wie das Video von Nick Jonas, der sein Solo vergeigt. Wenn diese Nation dadurch Gefahr läuft, das schlimmste Zeitalter der deutschen Geschichte zu wiederholen. 

Wenn wir das deutsche Kulturgut also mit dem nächsten Booster von Aldi wegspülen. Wenn sich im Gegenzug dazu eine völlig entmenschlichte Ich-Werdung in der Selbstoptimierung auftut. Wenn deren einziges Seelenheil aus der Anhäufung von sinnlosen Qualifikationen, Fleiß und Lorbeeren besteht. Wenn die Metamorphose jener ständigen Verbesserung des Selbst droht, in der artifiziellen Intelligenz ihren Abschluss zu finden. Wenn wir die Rückkehr zur Normalität gar nicht mehr andenken können, weil unsere Zerredungskultur jene längst in Frage gestellt hat.

Wenn Familie Schmidt ob all dieser dystopischen Blicke in die Zukunft das Opium unserer Gesellschaft im Rausch der Informationen findet. Wenn wir genau deswegen nostalgisch verklärt nach hinten als aktiv nach vorne blicken. Wenn wir genau deswegen den Soundtrack von 80er Wiederholungen feiern. Wenn wir genau deswegen nur die ersten Platten der East- und Westcoast-Größen hören. Wenn wir uns genau deswegen auf nichts festlegen können, weil Morgen schon wieder etwas anderes #Trending sein kann. Wenn die Lösung dieser verzwickten Substantiv-Verwirrungen in jenem Wolf liegt, den wir uns in der nächstbesten Disse antanzen.

Wenn die Wiederholung zum alles einnehmenden Stilmittel vergöttert wird, um dem eigenen geistigen Widerstand die Existenzgrundlage zu entziehen. Dann ist es der Soundtrack zu Infinite Jest von David Foster Wallace. Dann ist es eine Post-Punk-Formation, die ihre Resignation in einer detailverliebt jauchzenden Platte zum Ausdruck bringt. Dann ist es die Platte, die den von der Journaille zur Zeit heiß geliebten Post-Punk Einheitsbrei wie Mose teilt. Dann ist es die Platte, die Flavio Bacons dadaistische Texte mit Surf-, Soul- und gar Trap-Einflüssen auf der Gitarre erhängt. Dann ist es die Platte, der wir eine 10 von 10 geben würden, hätten wir ein Bewertungssystem. Dann ist es Form und Zweck der Stuttgarter Beamten von Human Abfall.  

 

 

tags: Human Abfall, Post Punk, Untergang
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