Fragmente

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Fatal Schwach von Friends of Gas.

Am Ende bleibt Gewalt.

Was will man sagen? Man geht in eine Richtung. In dem verdammt naiven Glauben, dass sie die richtige ist. Es könnte alles so schön sein. Doch man fährt fest. Man kommt nicht von der Stelle. Man strauchelt. Immer gleich. Immer anders. Immer anders gleich. Was schön war, wird hässlich. Die prächtigen Bilder, verdreckt. Die Fresse im Spiegel, verhasst. Die auf der Straße sowieso. Der ganze Schrott, den man um sich scharrt, eine einzige Bürde. Die Hoffnungen? Längst Enttäuschungen. "Und wenn du mich fragst, wo ich leben will, sage ich nichts mehr."

Doch man schreitet weiter. Schließlich ist man schon so weit gelaufen. Dieses ganze Ringen muss doch etwas gebracht haben. Dieses Einstecken. Dieses In-Kauf nehmen. Immer wieder darüber hinweg sehen. Doch da ist nichts. Man weiß es längst. Man spürt es. In jeder Faser. Die zu ziehen beginnt. Zu ächzen. Zu schwitzen. Zu schmerzen. Man wird fahrig. Nervös. Die Blicke suchen nicht mehr. Sie gehen nur noch weg. Man schnauzt alle an. Dabei will man nur selbst angeschnauzt werden. Wieder etwas fühlen. Man zieht. Man schießt. Sich die Lichter in die Venen. In den Rachen. Ins Herz. Doch da leuchtet nichts mehr. Die Realität hat es verdunkelt. Geschwärzt. "Geschichte wird gemacht. Doch nicht von mir."

Stattdessen knickt man ein. Gesichtslos. Stimmlos. Willenlos. Knickt ein in den Trott. Geht eben weiter. Obwohl der Weg ein Hamsterrädchen ist. Angetrieben von der lachhaften Absurdität des nie zu erreichenden Heilsversprechens. Vergisst das Gefühl von Liebe. Beobachtet es vielleicht noch aus dem Streaming-Dienst. Verstohlen. Verloren. Allein. Allein. Allein. Bis am Ende nur noch Gewalt hilft. Was will man sagen? Bis am Ende alles von vorne losgeht.

Friends of Gas aus dem gottverdammten München gießen diesen ganzen Stumpfsinn, diese Idiotie, diesen Trott, diese Machtlosigkeit in ein Debüt-Album, das Spuren hinterlässt. In unseren Köpfen. In unseren Boxen. In unserem Alltag. Entstanden aus der Freundschaft zwischen Nina Walser und Thomas Westner und komplettiert von Veronica Burnuthian, Martin Tagar und Erol Didzar schreiben sie 2014 erstmals Songs. Das Debüt, produziert vom selbsternannten Fan der Band, Max Rieger, tropft nun mal zähflüssig wie fiebriger Rotz aus den Lautsprechern. Nagt an unserer Moral, an unserem Pflichtgefühl, an der Struktur. Speit die zurückgestaute Wut dann wieder einem Geysir gleich gen Außenwelt. Und wiederholt die Chose. Wiederholt. Wiederholt. Bis es kein Entkommen gibt.

Friends of Gas mischen derweil Krautrock mit Post Punk und bla bla, scheiß auf die ganzen Referenzen. Es tut weh, sich das anzuhören. Dem fahrlässigen Vergewaltigen der Stimmbänder Walsers Beizuwohnen. Dem Auskotzen der Töne. Dem Wickeln selbiger um ausufernde, bisweilen wundervoll schief mäandernde Instrumental-Teile. Es verletzt. Die staubtrockene, reduzierte Ferne dieser Kompositionen zu fühlen. Die psychedelischen Fangspiele zu ertragen. Wie diese Kakophonien dann wissentlich an die Wand gefahren werden. Aufschlagen. Zurückfedern. Bluten. Genau wie unsere Köpfe. "Wendet Gewalt an." Recht so. Es muss endlich wieder weh tun. Damit es sich wieder gut anfühlt. "Fatal Schwach" meistert diese Katharsis, ohne sie meistern zu wollen. Was "Friends of Gas" mit Anhieb auf eine Ebene mit denen da oben stellt. Die eh kein Schwein braucht.

"Fatal Schwach" ist bei Staatsakt erschienen. Wir empfehlen den legalen Erwerb. Im Übrigen sind wir der Meinung, Sie sollten mehr Human Abfall hören.