Fragmente

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Moony von JFR Moon.

Am Pool der Zwischenwelt.

Ein Schweißtropen läuft über den Rücken. Er vermischt sich mit der noch nicht eingezogenen Sonnencreme. Die Art, die an den Händen so klebt. Stundenlang. Und weiße Schlieren im Gesicht und am ganzen Körper und am Handtuch und am T-Shirt hinterlässt. Es juckt am Rücken. Aber das ist egal. Die Zeit steht still. Hier auf diesem roten Handtuch. Hier auf dieser weißen Liege. Hier auf dieser nur mäßig eben betonierten, oder, sollte man sagen, wirklich uneben betonierten Fläche. Hier vor diesen etwas helleren Steinplatten. Die dieses viereckige Blau im Zaum halten. Nahezu türkis leuchtet es aus dem Loch in der Welt. Während von oben ein Feuerball brennt. Und die Zeiger der Uhr des Universums auflöst. Der Schweißtropfen macht eine 90°-Kurve. Denn sein Träger dreht sich um. Dreht den nackten Bauch nach oben. Ein paar wenige Härchen sind auf der Brust darüber zu erkennen. Nicht der Rede wert. Redenswerter ist das Weiß der Haut, das langsam den Kampf gegen das Rot verliert.

Irgendwo läuft Musik aus den 80ern. Doch man weiß nicht, woher. Kommt sie aus der Dose? Aus einem Keyboard? Von echten Musikern? Kommt sie aus einem Hotel hinter dieser Wasserinstallation? Vielleicht läuft sie auch gar nicht, so verträumt klingt sie. Vielleicht ist sie nur eine Erinnerung an Musik. Eine Erinnerung, die immer blasser wird. Immer mehr einem Geist ähnelt, je länger der Schweißtropfenoriginator in die große Glühbirne über sich stiert. Seine billige Sonnenbrille schützt seine Augen nur mäßig vor ihren Strahlen, die sie immer weiter, immer stärker nach ihm ausstreckt. Doch er wehrt sich nicht. Denn das wäre zu anstrengend. Wozu auch? Hier, zwischen den Welten, warum sollte man sich da wehren? Wer weiß denn, wie lange diese Phase hier noch währt. Sie könnte nach 25 Minuten schon zu Ende sein.

Die Sonne heizt. Das Türkis reizt. Doch ein Sprung, ein Abkühlen, ein Schwimmen, das wäre alles zu anstrengend. Irgendwann zwischen der Musik im Ohr und dem Farbspektrum vor den Augen, dann Bilder. Bilder von Angstzuständen. Bilder von Sorgen. Von Pfllichten. Von Verboten. Von Konventionen. Von Gedanken an das, was Andere denken könnten. Bilder, gemalt aus einer anderen Sprache. Aus der Sprache einer anderen Welt. So schnell sie gekommen sind, so schnell zerlaufen sie wieder. Unter einigen Keyboardflächen. Unter zurückgelehnten Beats. Unter fernen Klatschern. Zerlaufen wie das Wasser im ausbetonierten Loch. Wenn dann doch ein Windhauch darüber fährt und ein paar Unebenheiten auf der Oberfläche entstehen lässt. Woher kommt denn nun diese Musik? Die Frage keimt auf. Die Frage bleibt unbeantwortet. Die Frage ist egal.

Eine blaue Badehose klebt am Körper des Liegenliegers. Der Schnauzbartträger dreht sich um. Reckt seine Rückseite gen Glühbirne. Ein Schweißtropen läuft über seinen Rücken. Doch es ist zu anstrengend, ihn wegzuwischen. Die Kraft des Feuerballs lässt langsam nach. Nein. Umdrehen, replay.

Moony von JFR Moon beschreibt eine Zeitenwende. Sagt auf Wiedersehen zu dem Psychedelic Folk des Vorgängers, generell zu der Gitarre als tragendes Element eines Songs. Sagt Hallo zum Gefühl und transportiert genau das: Einen Vibe, eine Emotion, eine Idee von Loslassen, Zurücklehnen, von der tatsächlichen Unwichtigkeit all der vermeintlich wichtigen Dinge im Leben. Ein Vibe, der sich über 25 Minuten erstreckt. Und im Grunde auch nur ein Song sein sollte. Eine Platte, die man nie umdrehen muss. Ein Song, der unendlich ist.

Moony erscheint bei Treibender Teppich Records. Eingefangen wurde das Gefühl von Thomas Zehnle. Gemastert von Ralv Milberg. Außer JFR Moon sind Kevin Kuhn, Dennis Melster und Michael Paukner darauf zu hören. Um das Cover-Artwork kümmerte sich Florian Siegert. Wir empfehlen, logisch, den legalen Erwerb, allen voran natürlich bei Second Hand Records. Falls Sie sich dafür aufraffen können. Aufraffen müssten Sie sich auch für die Release-Shows am 25.7. in Berlin und am 27.7. in Stuttgart. Weiters empfehlen wir den Konsum der ersten Platte von JFR Moon. Im Übrigen sind wir der Meinung, Sie sollten mehr Human Abfall hören. Nicht nur, weil JFR Moon dort auch mitmischt.