Fragmente

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Aushang: Pop-Kultur Festival Berlin.

Vom 15. bis zum 17. August 2018 in der Kulturbrauerei Berlin.

Irgendein vergrämter Journalist von der eigentlich oft richtig liegenden Jungle World schreibt, dass sie Geschichte ist. Frank Apunkt Schneider erkennt sie in Deutschland ohnehin nur in der kulturellen Appropriation, exhibitioniert durch nichts als Verkrampfung. Und in der breiten Medienwahrnehmung ist bei den zwei Polen Drake und Beyoncé darüber auch alles gesagt. Die Rede ist von Pop-Kultur, um die es, liest man die eingehenden Worte, richtig schlecht steht, weil früher ja eh alles besser war und weil in Deutschland mit diesem Deutsch ja eh nichts geht und – sie kennen die weiteren rückwärts gewandten Argumente. Dass nichts falscher an diesen haltlosen und vor allem leeren Phrasen sein könnte, dass wissen Sie, liebe Leserschaft, freilich. Doch seit knapp vier Jahren gibt es mit dem Pop-Kultur Berlin ein internationales Festival, das nicht nur den Gegenbeweis antreten will. Sondern das das Schwert des Gegenbeweises Artus-gleich in den Boden rammt und sowohl glamourös als auch schmutzig, verträumt, roh, wild und elegant zum Glänzen bringt. Genau gesagt mitten in die Kulturbrauerei in Berlin – und das mit sowohl nationaler als auch internationaler tatkräftiger Unterstützung.

So besteht der Stein des Schwertes aus verschiedenen Gesteinsschichten: Musik, Gespräche, Lesungen, Ausstellungen und Filme. Für all diese unterschiedlichen Herangehensweisen an Pop-Kultur, ihre Ausprägungen und Bedeutungen, hat die Festival-Organisation ein mannigfaltiges Programm aus Künstler*innen, Expert*innen und im weitesten Sinne Kulturschaffenden zusammengestellt, dass in seinem Umfang nicht nur höchst interessant ist, sondern auch jeden Textbeitrag dazu sprengen würde. Deswegen verbleiben wir mit unseren Empfehlungen, die wiederum auch bereits ziemlich umfangreich sind. Dass es um dieses Festival, ausgelöst von einer Kampagne des BDS, mediale Geburtswehen gab, das wollen wir kaum verschweigen, doch möchten wir gerne auf unseren Beitrag zu diesem Thema hinweisen und diesen Auszug aus einem Statement der Festivalleitung zu der Thematik zitierten, den wir mit schlagendem Herzen und denkendem Kopf vollends unterstützen: "Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, Netzwerke zu bauen, über Grenzen hinweg, auch wenn wir verschiedener Meinung sind."

Teil einer besonderen Mischung aus Performance und Musik: HOPE und Moritz Majce.

Zu allererst möchten wir auf die schöne Plakatserie hinweisen, die das Festival bewirbt. Wenn man bei 35 Grad in Berlin auf eines Lust hat, dann ist das Landluft. Nun aber zu unseren künstlerischen Highlights in alphabetischer Reihenfolge:

… And You Will Know Us by the Trail of Dead
Anna von Hausswolff
Boy Harsher
Chelsea Wolfe
Die Nerven
Dives
Ebow
Ghostpoet
Haiyti
HOPE und Moritz Majce (Teil einer Mischung aus Performance und Konzert im Theater RambaZamba)
International Music
Kat Frankie »Bad Behaviour: exploring the sounds of protest«
Moses Schneider "Schulterblick" (Talk)
Musikgeschichten "Can Kiosk".
Myrkur
Noga Erez
Sophia Kennedy presents Sky Blue Cowgirl
Swutscher

Wobei dies nur als ein einzelner von zigfachen Wegen in das Festivalprogramm verstanden werden soll, da sich so viele interessante Irrungen und Wirrungen darin verbergen, dass man am Ende stets mit einem persönlichen Gewinn davonkommen wird. Sei es bei einem Film, einer Diskussion, oder einfach bei einem Joint vor der Kulturbrauerei. Deswegen und weil man uns bei dem vorher erwähnten sicherlich antreffen wird können, empfehlen wir Ihnen, sich ein Ticket rauszulassen. Schwitzen werden Sie Zuhause schließlich auch. Nur stolpert man da in den seltensten Fällen über so geballt viel interessantes Zeug.