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Der auserzählte Witz.

Die Mausis EP.

Kennen Sie das, wenn jemand einen Witz erzählt, jeder der Zuhörer die Pointe längst kennt, der Witz-Erzähler aber doch stoisch darauf besteht, sie immer weiter in die Länge zu ziehen – so lange, dass am Ende keiner lacht, sondern eher peinlich berührt zur Seite blickt und froh ist, dass die Chose vorbei ist? Leider kennen wir das alle, nicht nur seit Mario Barth, der quasi seine ganze Karriere darauf aufbaut (Kennste!?). So schlimm sind Die Mausis nun bei Leibe nicht, aber der Witz (lies: Spaß), der mit einem Cover des kongenialen Duos Stella Sommer (Die Heiterkeit) und Max Gruber (Drangsal) des Songs „Blue Moon“ von Richard Rodgers und Lorenz Hart auf diesem YouTube begonnen hat, war auch damit bereits auserzählt.

Nun also doch vier neue Songs auf einer EP. Sommers Stimme sucht darauf freilich nach wie vor ihresgleichen – nicht nur in Deutschland, sondern auch am internationalen Parkett. Gruber hingegen schwingt sein Organ auf der EP auf völlig neue Höhen und nimmt gleich mehrere Schritte springend nach vorne – was unter anderem „Everything Turns Grey“ beweist. Dass die beiden ein unglaubliches Händchen fürs Songwriting haben, und mit den einfachen akustischen Mitteln, die auf diesen vier Songs zum Ausdruck kommen, Großes erzielen können, müssen wir Ihnen nicht erzählen.

Aber bei den Reimen von „Mausis Mögen Keine Katzen“ hoffen wir, dass der Entstehungsprozess des Spaßprojekts zumindest mit ein paar Lines Koks oder dergleichen beflügelt wurde. Denn die wünschen wir uns bei dem ansteigenden „Mausis, Mausis, Mausis“ jedes Mal aufs Neue. Ein schönes Video in grau mit leider unvorhergesehenen Pixelgesichtern gibt es auch. Aber sehen Sie einfach selbst.

Dass die beiden in jeglichen visuellen Aspekten in Grau getaucht sind, lässt vielleicht einen Rückschluss auf unser eigenes Vorgehen und das generelle Denken im Pop-Diskurs zu: Denn Schwarz-/-Weiß-Denken ist bei Die Mausis nicht. Die Rechnung deepe Lyrics ergibt gute Musik und Spaß-Songs ergeben schlechte Musik führt nach dem Hören der EP zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Denn diese vier Akustik-Pop Songs sind handwerklich wirklich ziemlich gut, produktionstechnisch dank Max Rieger sowieso. Aber wir sind handwerklich unerreicht im Hassen von Spaß. Also entscheiden wir uns für Schwarz und lehnen jegliche Wortspielereien mit Die Mausis leidenschaftlich ab.

Am Ende mussten wir dann aber doch kurz schmunzeln. Und zwar bei diesem Abschnitt des Promo-Textes: „[...] erstaunlicherweise gelingt dieser kleinen Supergroup of Mausis [...] etwas ganz Besonderes: Sie werden zu ihrem eigenen Maßstab, ihrer eigenen Referenz. Die Mausis klingen nach Die Mausis.“

Die Mausis EP erscheint bei Buback Tonträger. Wer Sie kaufen will, klickt hier. Wir empfehlen Ihnen die Auseinandersetzung mit Die Heiterkeit und Drangsal. Im Übrigen sind wir der Meinung, Sie sollten mehr Sun Worship hören.